Smart und sicher: Ein Blick in die Zukunft der E-Bike-Technologie

Eigentlich sind Pedelecs nicht gefährlicher als normale Fahrräder – zumindest, wenn die gefahrenen Kilometer berücksichtigt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unfallforscher der Versicherer aus dem Jahr 2022. Allerdings beschleunigen E-Bikes schneller, und die Fahrer legen weitere Strecken zurück als mit einem Fahrrad. Es ist also kein Zufall, dass viele neue und zukünftige E-Bike-Technologien die Sicherheit der motorisierten Fahrräder verbessern.

E-Bikes müssen den Anforderungen an eine sichere Fahrt gewachsen sein. Vor allem bist aber du als Fahrer gefragt. Um Unfälle mit deinem E-Bike zu vermeiden, solltest du folgende Tipps beachten:

• Mache dich mit deinem E-Bike vertraut, am bestenin einer ruhigen Umgebung. Es ist wichtig, dass du Beschleunigung, Geschwindigkeit und Handhabung des Pedelecs gut einschätzen kannst, bevor du dich an längere Strecken wagst.
• Lerne das Bremsverhalten deines E-Bikes kennen, bevor du durch die Gegend düst. Da E-Bikes oft schneller unterwegs sind als Fahrräder, greifen auch die Bremsen stärker. Das kann zu Unfällen führen, wenn du nicht damit umgehen kannst.
• Beachte den verlängerten Anhalteweg. Durch die höhere Geschwindigkeit kommst du später zum Stillstand, als du es von Fahrrädern kennst. Auch darauf musst du dich einstellen.
• Mache rechtzeitig darauf aufmerksam, dass du abbiegen willst. Neben E-Bike-Anfängern unterschätzen auch andere Verkehrsteilnehmer oft die Geschwindigkeit von Pedelecs.
• Trage unbedingt einen Helm. Da du mit einem E-Bike schneller beschleunigst, schneller fährst und weitere Strecken zurücklegst, ist es umso wichtiger, dass du mit einem Helm schweren Kopfverletzungen bei Unfällen vorbeugst.
• Trage am besten reflektierende Kleidung. Eine gute Sichtbarkeit ist bei E-Bikes noch wichtiger als bei Fahrrädern.

Die höheren Sicherheitsanforderungen von E-Bikes haben Technik auf den Plan gerufen, die du von Autos kennst. So hat Bosch ein Antiblockiersystem für E-Bikes entwickelt, aktuell ist die zweite Generation verfügbar. Laut ADAC-Test regelt dieses „spürbar besser“ als die erste Version.

Normale Fahrräder brauchen so etwas nicht unbedingt. Aber E-Bikes profitieren aufgrund ihrer höheren Geschwindigkeit von einem ABS. Das gilt vor allem für S-Pedelecs, die auf bis zu 45 km/h beschleunigen. Die Antiblockiersysteme funktionieren bei E-Bikes genauso wie bei Autos und Motorrädern – allerdings nur mit dem Vorderrad.

Sensoren überwachen die Geschwindigkeit der E-Bike-Laufräder. Blockiert das Vorderrad durch zu starkes Bremsen, regelt das ABS den Bremsdruck. Das Rad lässt sich dadurch stabiler fahren und leichter lenken. So sinkt auch die Gefahr, dass das Hinterrad durch Blockieren des Vorderrades abhebt.

Zwei Haken gibt es: Erstens kosten E-Bikes mit ABS etwa 500 Euro mehr als E-Bikes ohne die Technologie. Zweitens verringert das ABS die Bremswirkung und verlängert den Bremsweg.

Besonders empfehlenswert sind E-Bikes mit ABS für:

• Fahrer von Lastenrädern. Aufgrund des hohen Gewichts von Lastenrädern ist der richtige Einsatz der Bremsen schwieriger. Oft wird die Bremse zu zaghaft oder zu stark betätigt – das ABS wirkt dem entgegen.
• Fahrer, die oft auf unbefestigten und rutschigen Strecken unterwegs sind. Das ABS reduziert die Gefahr, dass du mit dem E-Bike ins Rutschen kommst.

Wie für Motorradfahrer gibt es inzwischen auch für E-Bike-Fahrer selbstaufblasende Airbag-Westen. Eingebaute Sensoren erfassen Beschleunigung und Position des E-Bikes. In einer Unfallsituation lösen die Westen automatisch aus und schützen den Fahrer beim Aufprall.

Wie das E-Bike-ABS empfiehlt sich auch die Airbag-Weste vor allem für Fahrer, die besonders schnell unterwegs sind und längere Strecken fahren. Die Nachteile: Die Westen kosten einige hundert Euro, die Kartusche zum Aufblasen muss nach dem Einsatz ausgetauscht werden – und die Westen sind nur bedingt modisch.

Inzwischen sind auch für E-Bikes elektronische Schaltsysteme erhältlich. Sie erlauben ein schnelleres und präziseres Schalten und müssen seltener gewartet werden als mechanische Systeme. Kleine Servomotoren schalten die Gänge durch, dadurch rasten sie genau ein, und es wird nicht zu viel Kraft auf die Bauteile ausgeübt. Das Schalten funktioniert bequem über zwei Buttons.

Die meisten elektronischen Schaltsysteme bieten einen manuellen und einen automatischen Modus. Es gibt also E-Bikes, die wie viele moderne Autos eine Automatikschaltung haben. Du musst nicht mehr selbst schalten – Luxus pur. Das System wechselt die Gänge im Automatikmodus auf Grundlage von Pedalkraft und Trittfrequenz wie von Zauberhand.

Elektronische Schaltsysteme haben aber auch Nachteile:

• Sie sind schwerer als mechanische – was bei den ohnehin schweren E-Bikes aber keinen großen Unterschied macht.
• Wenn sie auf längeren Touren kaputtgehen, ist es nicht so einfach, an Ersatzteile zu kommen.
• Sie kosten mehrere hundert Euro Aufpreis. Vor allem deshalb sind sie zurzeit vorrangig für Biker interessant, die an Wettbewerben teilnehmen.

Elektronische Schaltsysteme bieten sich bei schnellen E-Bikes und S-Pedelecs eher an als bei Fahrrädern. Wenn bei höherer Geschwindigkeit und schnellerer Beschleunigung der Gang nicht reinspringen will, kann das ärgerlich bis heikel werden. Bei schnellen E-Bikes ist eine verlässliche Schaltung für die Verkehrssicherheit wichtiger als bei Fahrrädern. Aus diesem Grund sehen wir eine zunehmende Bedeutung für elektronische Schaltsysteme für die E-Bikes der Zukunft.

• Kurvenlicht: Die ersten Kurvenlichter für E-Bikes sind erhältlich – bislang nur von einem Hersteller, aber das kann sich schnell ändern. Sie gleichen durch einen Motor und eine flexible Mechanik die Neigung und Lenkung des Lichts in Kurvenfahrten aus. Ergebnis ist ein weiteres Sichtfeld – so kannst du weiter in die Straße hineinsehen, in die du einbiegst, und wirst auch besser gesehen. Für Nachtfahrten mit einem E-Bike ein echter Vorteil für die Verkehrssicherheit.
• Das erste E-Bike mit KI: Beim Acer ebii soll eine künstliche Intelligenz das Fahren leichter machen. Mithilfe von integrierten Sensoren lernt der intelligente Assistent ebiiAssist den Fahrstil des Fahrers, die bevorzugte Motorunterstützung und die Fahrbedingungen kennen. Auf dieser Grundlage soll das E-Bike das Motorverhalten an die Bedürfnisse des Fahrers anpassen.
• Kameras vorne und hinten: Als digitaler Rückspiegel ohne Videoaufzeichnung lassen sich E-Bike-Kameras legal nutzen. Ein weiterer nützlicher Einsatzzweck der Vorder- und Rückkameras ist die Warnung vor zu dicht auffahrenden Verkehrsteilnehmern. Beispiel: Die Kamera apeman 4K Seeker R1 kombiniert ein intelligentes Rücklicht mit einem digitalen Rückspiegel. Sie projiziert außerdem zwei Laser-Fahrradspuren auf die Straße, damit andere Verkehrsteilnehmer bei Dunkelheit den Sicherheitsabstand einhalten.
• Systemintegration „FIT“: Die ersten Hersteller bieten E-Bikes mit dem „FIT“-System an. Es geht darum, dass Motor, Akku, GPS und andere Komponenten miteinander kommunizieren und vernetzt werden. Für die zentrale Steuerung nutzt du eine Smartphone-App. Du kannst mit dem Smartphone den Motor sperren und das E-Bike orten – allerdings ist dafür ein kostenpflichtiges Abo nötig.
• Solar-Lastenräder: Ikea nutzt für die Kurzstrecken-Möbellieferung teilweise solarbetriebene E-Bikes. Sie können eine bis zu 150 Kilogramm schwere Zuladung transportieren, und rund 90 Prozent der Ikea-Produkte passen hinein.

E-Bikes übernehmen zunehmend Technologien, die in ähnlicher Form von Autos und Motorrädern bekannt sind. ABS, Airbag-Westen, elektronische Schaltsysteme, Kurvenlichter, Kameras, GPS-Tracker und Solarzellen rüsten E-Bikes technisch auf. Dies gipfelt in einer intelligenten Vernetzung der verschiedenen E-Bike-Bauteile. E-Bike und Computer verschmelzen, um den Fahrer sicherer und bequemer ans Ziel zu bringen.